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Blauzungenkrankheit

Veterinärwesen

Die Blauzungenkrankheit (auch unter der englischen Bezeichnung „Bluetongue“ oder kurz BT bekannt) ist eine anzeigepflichtige Viruserkrankung der Wiederkäuer und Kameliden, die mit Fieber und durch Gefäßentzündungen verursachten Schwellungen einhergehen kann. Empfänglich sind große und kleine Wiederkäuer (Rinder, Schafe, Ziegen), aber auch Wildwiederkäuer und Neuweltkameliden. Die Blauzungenkrankheit ist eine nicht unmittelbar von Tier zu Tier übertragbare, sondern durch bestimmte Stechmücken (Gnitzen, Cullicoides) übertragene Infektionskrankheit, an der vor allem Schafe und Rinder erkranken und teilweise sogar verenden können. Das Virus ist für den Menschen nicht gefährlich. Fleisch- und Milchprodukte können ohne Bedenken verzehrt werden.

Wie äußert sich BTV-3?

  • Allgemeine Symptome: Fieber, Lethargie, Speichelfluss, Geschwüre / Erosionen / Krustenbildung an Maul- und Nasenschleimhäuten, Bindehautentzündung, Gesichtsödeme, Kronrandläsionen und Lahmheit
  • Schaf: Häufig schwere Verläufe mit Todesfällen
  • Ziege: bisher milde klinische Verläufe
  • Rind und Milchvieh: Symptomatik meist milder als bei Schafen, aber es gibt auch schwere Verläufe, massiver Milchleistungsrückgang, oberflächliche Zitzennekrosen
  • Alpakas (Kameliden): Milde bis schwere Verläufe, auch Todesfälle

Sollten Sie die genannten Symptome bei Ihren Tieren feststellen, ist dies sofort beim Veterinäramt zu melden.

Ausbreitung:

In Baden-Württemberg (1.222 Fälle bei Schafen, Rindern und sonstiger Wiederkäuern) wie auch in der Region breitet sich die Krankheit aus. So gibt es im Landkreis Ludwigsburg 17 bestätigte Fälle bei Schafen, fünf Fälle bei Rinder sowie zwei Mufflons (Wildtiere) (Stand 11.11.2024 08:20 Uhr). Die Falldefinition bezieht sich bei Nutztieren auf Betriebe und bei Wildtiere auf erkrankte Einzeltiere.

Ganz Deutschland gilt nicht mehr frei von der Blauzungenkrankheit des Seroytps 3. Zum Verbringen innerhalb Deutschlands sind daher keine Tierhaltererklärungen mehr erforderlich.
Die Verbringungsregeln des STUA Aulendorfs sind daher nur noch für das Verbringen in das Ausland relevant.

Die Zahl der bestätigten Fälle in Deutschland je Monat für das Jahr 2024 zeigt die Dynamik auf:
Jan. 13, Feb. 7, März 9, April 9, Mai 35, Juni 13, Juli 1.250, Aug. 5.838, Sept. 4.712, Okt. 1933, Nov. 240 (Meldestand 11.11.2024, 09:00 Uhr), Summe: 14.059. Lediglich im Jahr 2007 gab es mehr Fälle (20.812, Serotyp 8).
Der Serotyp 3 gilt als agressiv. Im Herbst 2023 sind in den Niederlanden, wo es noch keinen Impfstoff gab, 1/4 der erkrankten Schafe verendet. Das Land Baden-Württemberg rät daher dringend zu einer Impfung.

Hinweis:
Mit einem Tag Verzögerung können im amtlichen Tierseuchennachrichtensystem - TSN gemeldete Fälle anonymisiert über den Link Tierseuchenabfrage abgerufen werden. Hier muss der Abfragemodus auf alle verfügbaren Fälle gesetzt werden. Unter "weitere Abfrageoptionen" ist eine Filterung nach Bundesland möglich.

Informationen des Friedrich-Löffler-Institutes

Impfung gegen Serotyp 3

Die Impfung der Wiederkäuer bietet derzeit den einzigen effektiven Schutz gegen die klinischen Symptome, Tierverluste und vor der Virusausbreitung:

Nur über eine Impfung können schwere Verläufe der Erkrankung und wirtschaftliche Einbußen vermieden werden. Leider schützen die bisher gegen die Serotypen BTV- 4 und BTV-8 eingesetzten Impfstoffe nicht gegen den aktuellen Serotyp BTV 3. Aus diesem Grund rät das Veterinäramt des Landratsamtes Ludwigsburg alle Halter von Wiederkäuern dringend, ihre Tiere auch mit den mittlerweile erhältlichen Impfstoffen, die BTV-3 wirksam sind, impfen zu lassen. Die Tierseuchenkasse Baden-Württemberg und das Land Baden-Württemberg unterstützten die Impfung durch einen Impfzuschuss. Dieser liegt beim Rind bei 2,00 € pro Impfung, beim Schaf bei 1,90 € pro Impfung und bei der Ziege 0,90 € pro Impfung. Vorbeugend sollten alle Wiederkäuer mit Abwehrmitteln gegen Gnitzen behandelt werden, welche die Blauzungenkrankheit übertragen.

In einem bemerkenswerten Kraftakt gelang es drei Herstellern von Veterinärimpfstoffen innerhalb kürzester Zeit, Impfstoffe gegen den neuen Serotyp zu entwickeln und Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit zu sammeln. Anfang Juni wurde die Anwendung von drei inaktivierten, serotypspezifischen BTV-3-Impfstoffen nach Vorabprüfung durch das Paul-Ehrlich-Institut per Eilverordnung durch das Bundesministerium gestattet. In einer Stellungnahme zur Impfung empfänglicher Wiederkäuer gegen BTV-3 empfahl die StIKo Vet dringend, empfängliche Wiederkäuer mit einem dieser Impfstoffe zu immunisieren. Laut den Gebrauchsinformationen verhindern die Impfstoffe Mortalität, die durch BTV-3 Infektionen verursacht werden, und reduzieren das Ausmaß der klinischen Symptome und die Virämie. Einen vollständigen, sterilen Impfschutz, der Infektionen verhindern würde, bieten sie nicht.

Informationen des LKV Baden-Württemberg zu Meldewegen der Impfungen.

Repellentien (Gnitzenabwehr)

Wirksame Insektenabwehr soll die Übertragung verhindern. Folgende Wirkstoffe sind für Rinder und Schafe zugelassen:

  • Butox Protect
  • Deltanil
  • Latroxin Delta
  • Spotinor

Rechtliche Grundlagen

  • VO (EU) 2016/429 (AHL)
  • VO (EU) 2018/1882 – Listung als Kategorie C Seuche
  • Delegierten-VO (EU) 2020/688 - Verbringung
  • Delegierten-VO (EU) 2020/689 – Status, Bekämpfung, Monitoring
  • Durchführungsverordnung (EU) 2021/620 – BTV-Status der Länder
  • Zweite Verordnung über bestimmte Impfstoffe zum Schutz vor der Blauzungenkrankheit (BTV-3-ImpfgestattungsV)

Allgemeine Informationen zur Blauzungenkrankheit

Kontakt

Tel. 07141 144 2031

Bilder zur Blauzungenkrankheit