Seit Oktober 2022 arbeitet der „Runde Tisch“, bestehend aus den Religionsgemeinschaften, der Hospizinitiative und weiteren Akteuren, daran, dem Gedenken der Menschen, die in der Zeit der Pandemie an Corona erkrankt sind, beziehungsweise in dieser Zeit verstorben sind, Raum zu geben. Neben der Fotoausstellung „Landkreis im Lockdown“ mit Fotografien von Yakup Zeyrek in Kornwestheim organisierte der Runde Tisch auch die interreligiöse Gedenkveranstaltung in der Stadtkirche Ludwigsburg im November 2023. Als letzte Aktion wurde nun ein Baum der Erinnerung auf den Neuen Friedhof Ludwigsburg gepflanzt.
„Ein Baum ist mehr als nur ein Stück Natur. Er ist ein Symbol des Lebens selbst“, eröffnete Landrat Dietmar Allgaier die Pflanzaktion. Ein Baum als Erinnerungsort – nichts könne passender sein, so der Landrat weiter. Auch die Wahl der Baumart zeige das. Der Persische Seidenbaum ist im südlichen Asien beheimatet und hat eine ganz besondere Eigenschaft: er schließt seine Blätter bei Nacht und entfaltet sie bei Morgenlicht wieder. „Was könnte uns besser daran erinnern, dass auf dunkle Stunden stets Licht folgt?“, fragte Allgaier die Anwesenden.
Auch Ludwigsburgs Bürgermeister Sebastian Mannl richtete einige Worte an die Versammelten. „Zwei Jahre lang dominierte die Pandemie das Leben der Menschen. Nun ist es an der Zeit, auch derer zu gedenken, die in dieser Zeit ihr Leben verloren haben“, so Mannl. „Der Baum soll zu einem zentralen Gedenkort in Ludwigsburg für die Opfer werden. Er bietet den Angehörigen einen Raum, um mit dem Geschehenen umzugehen und zu erinnern.“
Baum als Zeichen für das Leben: „wertvoll und schützenswert zugleich“
Auch all der Kinder und Jugendlichen solle mit dem Baum gedacht werden, die in wichtigen Jahren ihrer Entwicklung bedeutsame Erfahrungen nicht machen konnte, ergänzte Anne Braun, Referentin Katholisches Dekanat Ludwigsburg. „Sie sollen nun die Chancen bekommen, sich zu entfalten und zu reifen wie der Persische Seidenbaum.“ Der Baum solle auch daran erinnern, wie gefährdet und zerbrechlich das Leben ist. „Wir setzen ein Zeichen: Das Leben ist wertvoll und schützenswert zugleich!“
„Sterben und Abschiednehmen waren nicht leicht“
Dekan Michael Werner erinnerte in seiner Ansprache an die interreligiöse Gedenkfeier, die im vergangenen Jahr unter der Überschrift „Du bist nicht vergessen“ gestanden hatte. „Eindrücklich“ seien die Berichte über die Pandemie und ihre Folgen in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gewesen. „Sterben und Abschiednehmen waren nicht leicht in dieser Zeit“, erinnert sich der Dekan. Trauer, auch öffentliche Trauer, braucht einen Ort. Ein solcher öffentlicher Ort der Trauer und des Erinnerns wird dieser Baum sein. Ein lebendiger Ort, der hoffentlich bald fest verwurzelt mit uns wächst und uns daran erinnert, wie wertvoll und zugleich verletzlich – „vulnerabel“ – unser Leben ist“, stimmt Werner Braun zu.
Neben Dekanatsreferentin Braun und Dekan Werner waren auch Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften sowie von der Krankenhaus-Seelsorge, dem RKH-Klinikum und der Ökumenischen Hospizinitiative bei der Pflanzung vertreten.
