Sprungziele

Die Wälder werden artenreicher, älter und holzreicher

Für den Klimaschutz hat der Wald eine bedeutende Funktion. Neben der Bindung von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) ist auch die Holznutzung im Kampf gegen den Klimawandel entscheidend.

Durch die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder reduziert Deutschland seine CO2-Bilanz um elf Prozent. Der Zusammenhang zwischen Wäldern und Klimaschutz scheint auf den ersten Blick einfach: Bei der Fotosynthese wird CO2 gebunden und Sauerstoff freigesetzt. Der Kohlenstoff wird im Baum gespeichert und somit der Atmosphäre entzogen. Stirbt ein Baum ab und zersetzt sich, läuft ein umgekehrter Prozess ab, bei dem der gespeicherte Kohlenstoff in Form von CO2 wieder freigesetzt wird. In einem Wald laufen dauernd beide Prozesse ab. Über die Jahrhunderte ergibt sich in einem Urwald somit ein Gleichgewicht. Ist ein Wald jung, entzieht er der Atmosphäre mehr CO2, ist er sehr alt und geht in eine natürliche Zerfallsphase über, setzt er mehr CO2 frei. „Dieses Wissen muss bekannt sein, um über die Klimaschutzleistung von Wäldern zu sprechen“, so Nill, Leiter des Fachbereichs Wald im Landratsamt Ludwigsburg. „Klimaschutz im Wald ist stark mit der nachhaltigen Bewirtschaftung von Wäldern verknüpft.“

Warum ist der Wald so wichtig für den Klimaschutz?

Ein wichtiger Faktor ist die Waldfläche. Nimmt diese ab, wie es beispielsweise in den tropischen Regenwäldern der Fall ist, wird die gespeicherte Menge an CO2 an die Atmosphäre abgegeben. Um diese Menge an CO2 wieder zu binden, müssten auf anderer Fläche gleich viele Bäume nachwachsen. Das geht nicht von heute auf morgen. Daher ist der Schutz bestehender Wälder von großer Bedeutung für den Klimaschutz.

„In Deutschland ist die Situation glücklicherweise eine andere“, freut sich Nill. Gesetze und eine nachhaltige Bewirtschaftung schützen den Wald. Die Ergebnisse der letzten Bundeswaldinventur im Jahr 2012 zeigen ein erfreuliches Bild: Die Wälder in Deutschland werden artenreicher, älter und holzreicher. Konkret ist der Holzvorrat in den deutschen Wäldern zwischen 2002 und 2012 um sieben Prozent gestiegen. In gleichem Maße hat auch die im Wald gebundene Menge an Kohlenstoff zugenommen.

Was aber passiert, wenn in einem Wald Bäume gefällt werden?

An der Stelle, an der die Bäume standen, sinkt die Menge des gespeicherten Kohlenstoffs kurzfristig ab. Um zu verhindern, dass sich die im Wald gespeicherte Menge langfristig reduziert, ist die Betrachtung eines Waldkomplexes nötig. Durch die Beschränkung der Holzernte auf wenige Orte im Jahr hat der Wald Zeit, die Lücken im Kronendach zu schließen. Das zusätzliche Licht fördert die verbleibenden Bäume, sodass die Holzmenge mit der Zeit wieder ansteigt. Ein Kontrollinstrument ist die Bundeswaldinventur. Zeigt diese, dass die Holzmenge zunimmt, speichert der Wald in Deutschland - trotz Holzernte - mehr Kohlenstoff.

Welchen Einfluss hat die weitere Verwendung des Holzes?

Am besten für das Klima ist eine langfristige Nutzung des Holzes, beispielsweise als Dachstuhl oder Tisch. Da sich das Holz in dieser Zeit nicht zersetzt, bleibt der enthaltene Kohlenstoff gebunden und trägt somit weiterhin zum Klimaschutz bei. Aus Klimaschutzsicht ist es optimal, wenn das Holz nach seiner ersten Verwendung weiterverarbeitet wird, beispielsweise in Form von Industrieholzplatten. Unter dem Stichwort „Bioökonomie“ wird hierzu aktuell viel Forschungsarbeit geleistet.

Wird Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft verbrannt, wird der Kohlenstoff wie oben beschrieben freigesetzt - allerdings nur die Menge an CO2, die der Wald, aus dem das Holz stammt, wieder speichert. Der negative Einfluss auf das Klima beschränkt sich in diesem Fall auf das CO2, das bei der Fällung, Verarbeitung und dem Transport des Holzes freigesetzt wurde. Bei einer regionalen Beschaffung von Brennholz ist dieser Einfluss, verglichen mit der Bilanz fossiler Brennstoffe, äußerst gering.

Ein häufig unterschätzter Klimaschutzeffekt von Holzprodukten liegt in der Vermeidung klimaschädlicher Materialien. Wird Holz anstelle von Stahl, Beton oder Plastik eingesetzt, die unter hohem, meist fossilem, Energieeinsatz erzeugt werden, führt dies indirekt zu einer Einsparung von Treibhausgasen. Diese Einsparung wird auch als Substitutionseffekt bezeichnet. Der Klimaschutz durch Substitution ist sogar 14-mal höher als der Einfluss der Kohlenstoffspeicherung in Holzprodukten.

Klimaschutz heute und in Zukunft

Insgesamt leisten Wälder und Holzverwendung in Deutschland einen jährlichen Klimaschutzbeitrag von 92 Millionen Tonnen CO2. Das entspricht etwa elf Prozent der jährlichen Treibhausgas-Emissionen Deutschlands von 2012-2017. „Obwohl der Wald selbst Klimaschützer ist, ist er auch betroffen vom Klimawandel“, stellt Nill klar. Inwieweit sich durch die zunehmenden Trocken- und Hitzejahre und die dadurch absterbenden Bäume die im Wald gespeicherte Menge an Kohlenstoff ändert, ist aktuell noch nicht konkret abzusehen. „Umso wichtiger ist es uns Förstern, den Wald im Landkreis Ludwigsburg klimafit zu machen!“, betont Nill. „Mit unseren laubholzreichen Mischwäldern haben wir dazu gute Voraussetzungen.“

CO2 in den deutschen Wäldern

  • Die Bäume in den Wäldern speichern 1,23 Milliarden Tonnen Kohlenstoff
  • Jährlich kommen 62 Millionen Tonnen dazu.
  • Es werden jährlich 28 Millionen Tonnen CO2 in Form von Holz aus dem Wald entnommen.
  • Die Menge an CO2, die in Holzprodukten gespeichert ist, steigt jährlich um 2 Millionen Tonnen
  • Insgesamt verbessern der Wald und die Holznutzung die deutsche CO2-Bilanz um 92 Millionen Tonnen CO2. Das entspricht 11 % der durchschnittlichen Treibhausgasemissionen Deutschlands im Zeitraum 2012 bis 2017. Pro Hektar speichert ein nachhaltig bewirtschafteter Wald rund 8 Tonnen CO2 jährlich.

Weitere Informationen zu den Entwicklungen in deutschen Wäldern und deren Klimaschutzleistungen finden sich unter folgenden Quellen: