In seinem Dank betonte der Landrat, dass er den Wert der weit über den Landkreis hinaus bekannten Geschichtsblätter zu schätzen wisse. „Unser Kreis ist sehr geschichtsträchtig und es ist wichtig, dass dieses historische Erbe gepflegt wird“, lobte der Landrat die Aktivitäten des Vereins. Dem Verein gelinge es jedes Jahr aufs Neue, mit seiner Publikationsreihe das Interesse an Lokal- und Regionalgeschichte zu wecken und zu vertiefen. Der Landkreis werde auch im kommenden Jahr die Herausgabe der Geschichtsblätter und somit auch die Arbeit des Vereins unterstützen.
Interessante Aspekte aus der Geschichte von Stadt und Landkreis auf 220 Seiten
Die 220 Seiten des jüngsten, erstmals von Kreisarchivar Wolfram Berner redigierten Bandes der Geschichtsblätter, haben zehn fachkundige Autoren wieder auf interessante Aspekte aus der Geschichte von Stadt und Landkreis untersucht. Zeitlich am weitesten zurück geht Frank Merkle, der in seinem Aufsatz „Die Komplexität der Diana-Verehrung in Walheim“ in der Epoche der Römer vorstellt. Am anderen Ende der Zeitskala steht der Beitrag „Korntal während der nationalsozialistischen Diktatur (1938-1945)“, in dem Helmut Arnold kritisch die (politische) Veränderung Korntals der letzten sieben Jahre der Zeit des Nationalsozialismus aufbereitet.
Mit einem Spezialthema der Ludwigsburger Stadtgeschichte befasst sich Günther Bergan, der in seinem Aufsatz „Ludwigsburg in den Zeiten der Cholera“ den Lebenssituationen während der sieben Cholera-Wellen zwischen 1830 und 1895 in der Barockstadt nachspürt. An die lokalen Auswirkungen eines weltweiten Ereignisses im Jahr 1923 soll der Beitrag von Albrecht Gühring erinnern, der in Wort und Bild „100 Jahre Inflation in Marbach am Neckar“ präsentiert.
Band 77 der Ludwigsburger Geschichtsblätter ab sofort erhältlich
Ein einmaliges Kapitel der Lokalgeschichte mit damaliger landesweiter Tragweite stellt der Aufsatz von Joachim Brüser dar. Unter dem Titel „Gescheiterte Karriere und literarische Rache“ wird die Geschichte von Heinrich August Krippendorf, der seit 1713 in Ludwigsburg im Dienst der herzoglichen Mätresse Christina Wilhelmina von Grävenitz als Privatsekretär stand, wissenschaftlich bewertet. Als sie gestürzt wurde, konnte er seine Ämter bei der Regierung zunächst behalten, doch nach dem frühen Tod von Herzog Karl Alexander wurde Krippendorf entlassen. Die Memoiren von Krippendorf, die er unter dem Pseudonym „Procopii Vessadiensis“ (Namensgeber war der spätantike Schriftsteller Prokop) schrieb, sind eine sehr wichtige Quelle, auch wenn er zur Abrechnung mit den damaligen „Württembergern“ neigt.
Die Quellen vermitteln einen seltenen Blick in das Umfeld des Hofes in der Zeit von Eberhard Ludwig und Karl Alexander.
Die weiteren Themen und Autoren: „Auf der Suche nach Glück und Heil. Auswanderung aus Großbottwar in den Kaukasus und an das Asowsche Meer“ (Brigitte Popper und Heinrich Kuttler), „Der Heimerdinger Landtagsabgeordnete Carl Immendörfer (1849-1911)“ (Florian Hoffmann), „Die Anfänge der staatlichen evangelischen Lehrerinnenbildung“ (Petra Schad) und „Ein Rückblick auf 125 Jahre Wasserversorgung in Mundelsheim“ (Hans-Peter Winkler).
Der mit 141 Abbildungen reich illustrierte Band 77 der Ludwigsburger Geschichtsblätter kostet 18 Euro. Er ist im Buchhandel und im Kundencenter der Ludwigsburger Kreiszeitung erhältlich.